Der bayerische Landtagsvizepräsident Franz Maget (SPD) fordert, dass Walter Mixas sein Amt als Bischof niederlegen soll. Und auch Renate Künast, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, fordert einen Rücktritt Mixas. Mixa hat inzwischen zugegeben, Kinder und Jugendliche geschlagen zu haben. Ohrfeigen seien noch vor 20 oder 30 Jahren “vollkommen normal” gewesen, so Mixa. Zuvor hatte er beteuert, dass er niemals körperliche Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen angewandt und ein “reines Herz” habe. Zudem wird Mixa vorgeworfen, dass er aus Mitteln einer Waisenhausstiftung Kunstgegenstände für das Pfarrhaus gekauft habe, darunter einen Kupferstich für 43.000 DM (der nebenbei höchstens 4.000 Euro wert gewesen sei und den er von einem Freund gekauft habe).
Ein anderer katholischer Bischof, Richard Williamson, wurde unterdessen wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Die Verteidigungsstrategie war, dass Williamson ja schließlich den schwedischen TV-Mitarbeitern gesagt habe, dass der Beitrag, in dem er den Holocaust leugnet, nicht in Deutschland gezeigt werden dürfe. Na dann!
Mixa soll also zurücktreten? Nein, der soll mal schön bleiben. Mehr noch: Die Kirche soll ihn verteidigen, soll ihn ehren, soll ihn noch zu Lebzeiten heilig sprechen. Damit es auch den Letzten klar wird, dass die Kirche ein Hort von autoritären, reaktionären, bigotten, wütenden Männern ist, die statt Nächstenliebe Hass predigen, die Unterwerfung und blinden Gehorsam fordern und hinter der frömmelnden Fassade Ansichten vertreten, die schon im 19. Jahrhundert veraltet und erschreckend wirkten. Sie sollen ruhig weiter Militärseelsorge betreiben, weiter gegen Frauen und Homosexuelle hetzen, weiter gegen Modernität und Liberalismus eintreten. Sie sollen weiter die, die sich für eine Modernisierung der Kirche einsetzen, exkommunizieren. Sie sollen die Pius-Brüder aufnehmen und die Befreiungstheologen ausschließen.
Sie sollen predigen, dass das Bestehende gerecht ist und man sich gehorsam dem Willen Gottes, seiner Stellvertreter und der Staatsmacht fügen soll, dass auch die schlimmste Ungerechtigkeit unveränderlich ist und dass das ganze Leid der Welt einen Sinn hat und einem göttlichen Plan gehorcht, und dass den Sündern ewige Verdammung und ewige Qualen drohen. Ja, sie sollen sagen, dass Homosexuelle kranke Perverslinge sind, dass Frauen weniger wert sind als Männer, dass Verhütung Mord ist und dass Kriege gegen die Ungläubigen von Gott gewollt sind. Sie sollen sagen, dass man Kinder manchmal schlagen muss als eine gerechte Strafe des Herrn, und sie sollen dabei von einem reinen Gewissen sprechen, ja, sie sollen gar ein reines Gewissen haben. Sie sollen sagen, dass diese elenden 68er-Gutmenschen schuld an Kindesmissbrauch sind. Sie sollen heucheln und lügen. Sie sollen alle moralischen Werte und Ansprüche ihrer eigenen Religion ad absurdum führen.
Dann bleiben von ihren Anhänger vielleicht irgendwann nur noch die Hardliner übrig, zu denen ihre Funktionäre gehören. Und dann werden die Kirchen endlich eine so unbedeutende Rolle spielen, wie sie sie in einer laizistischen – und v.a. einer aufgeklärten Gesellschaft – spielen sollten. Versuche derjenigen, die wirklich moralische Werte vertreten, die Kirche zu reformieren, mögen ehrenvoll sein – ich glaube aber nicht, dass sie noch Erfolg haben werden. Zu den eifrigsten Kirchenerneuerern des Zweiten Vatikanischen Konzils zählte Joseph Ratzinger, der jetzige Papst Benedikt XVI.