Einige Irrtümer über das antike Rom

Nachdem Stefan Sasse im vorigen Post ein paar populäre Irrtümer über das Mittelalter aufgeklärt hat, sollen auch einige falsche Ansichten über das antike Rom aufgegriffen und berichtigt werden. (Das Folgende ist eine eher lose und recht knappe Zusammenstellung, die eher zum eigenen Nachlesen anregen soll, als dass sie die Themen wirklich erschöpfend behandeln kann. Möglicherweise werde ich das eine oder andere Thema in einem eigenen Beitrag noch etwas ausführlicher behandeln.)


Lautes und leises Lesen

Im Lateinunterricht wird gelehrt, dass die Römer ausschließlich laut lasen. Eine duchaus belustigende und auch Vorstellung, scheint es. Selbst wenn jemand allein zu Hause sitzt und etwas liest, soll er es sich laut vorgelesen haben, etwas anderes habe man in Rom nicht gekannt (und gekonnt). Doch diese Vorstellung beruht  in Wahrheit lediglich auf  der falschen Interpretationen einiger Textstellen, vor allem einer bei Augustinus. In diesen wunderte er sich, das jemand leise las, was schwubs falsch gedeutet wurde. Man hätte sich nur den Zusammenhang anschauen müssen: In diesem erkennt man, dass dieser Betreffende leise für sich las, obwohl er eine Gruppe Schüler hätte unterichten und ihnen also Z.B. vorlesen sollte – was dann also auch heutzutage ein merkwürdiges Verhalten wäre.

Im antiken Rom war lautes Vorlesen sehr üblich, an vielen Stellen gab es Vorleser. Reichere Römer hatten nicht selten gebildete (oft griechische) Sklaven, die ihnen Texte vorlasen, das Hörbuch der Antike quasi. Jedoch konnten die Römer selbstverständlich für sich allein auch leise lesen, und dies war auch üblich, wie mehrere überlieferte Textstellen belegen. Für weitere Informationen siehe: Wen hörte Philippus? Leises Lesen und lautes Vorlesen in der Antike (pdf) (more…)

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