Böser Coffee to go

coffeetogobecherCoffee to go, für den schnellen Kaffeegenuss unterwegs, ist praktisch, doch sind Einweg-Becher auch eine Belastung für die Umwelt und tragen zur Vermüllung der Städte bei. Eine Alternative ist, einen Thermobecher zu nutzen, in den man den Kaffee abfüllen lässt. Manche Bäckerei-Ketten bieten eigene Thermobecher zum Kauf an, wie ab April die Bäckerei Pappert.

 

Über 160 Liter Kaffee trinkt jede*r Deutsche im Schnitt pro Jahr, täglich fast einen halben Liter – mehr als Mineralwasser oder Bier. 40 Prozent des Heißgetränks werden außer Haus getrunken. Immer beliebter wird dabei der schnelle Coffee to go: ob auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause oder beim Stadtbummel, ob vom Café, Bäcker oder Fast Food-Laden.

Laut Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland stündlich 320.000 Einwegbecher verbraucht – rund drei Milliarden im Jahr. Die Verbraucherzentrale Hamburg schätzt sogar fast 6,5 Milliarden Einwegbecher. Diese Becher für unterwegs sind zwar sehr praktisch – sie sind leicht zu transportieren, halten den Inhalt warm und sind schnell zu entsorgen. Aber sie belasten die Umwelt deutlich mehr, als es auf den ersten Blick scheinen mag.

Einweg-Becher belasten die Umwelt

Die höchste Belastung für die Umwelt stellen Einweg-Becher aus Plastik dar, wie sie vor allem an Kaffeeautomaten vorkommen. Doch auch die üblichen Pappbecher stehen in der Kritik von Umwelt- und Naturschützer*innen. Ihre Produktion erfordert jährlich zehntausende Tonnen Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter an Wasser. Für die Herstellung von Einwegbechern aus Verbundverpackung wird fast kein recyceltes Papier benutzt, sondern in aller Regel neue Papierfasern.

Zudem bestehen auch die Pappbecher meist zu einem gewissen Teil, etwa 5 Prozent, aus Kunststoff. Eine dünne Schicht auf der Innenseite verhindert nämlich ein zu schnelles Durchweichen des Bechers. Meist handelt es sich um Polyethylen. Der Deckel, der ein Überschwappen verhindert, besteht aus Polystyrol. Für die Herstellung der Beschichtungen und Plastik-Deckel werden laut Umwelthilfe jährlich circa 22.000 Tonnen Rohöl verbraucht. Auch das Stäbchen zum Umrühren besteht oft aus Plastik.

Dazu können noch Tragehilfen aus gewellter Pappe kommen, die dafür sorgen, dass sich der Becher beim Mitnehmen nicht zu heiß anfühlt. Sie erfordern aber wiederum Rohstoffe. Für die Herstellung der Coffee to go-Becher und -Deckel entstehen alles in allem in Deutschland CO2-Emissionen von rund 105.000 Tonnen pro Jahr.

Einwegbecher mit Anteilen von recyceltem Papier oder mit Biokunststoff-Anteilen haben eine etwas bessere Bilanz: Sie verursachen einen geringeren Ressourcenverbrauch, der Biokunststoff wird nicht aus Rohöl, sondern aus nachwachsenden Ressourcen hergestellt.

Die Bäckereikette Happ beispielsweise stellt in den nächsten Wochen auf biologisch abbaubare Becher um, die in Deutschland produziert werden. Doch erfordern solche Becher immer noch den Einsatz gewisser Mengen neuwertigen Papiers und stoppen die bei der Papierherstellung entstehenden Emissionen und die massenhafte Becherproduktion insgesamt nicht.

Kommt die Steuer auf den Becher?

Die Becher, der Papp- wie der Plastikanteil, die aus neuwertigen wie auch die aus recyceltem Material hergestellten, landen meist im Restmüll. Oder, noch schlimmer, sie werden einfach in die Gegend geschmissen und tragen zur Verschmutzung der Straßen, Plätze und Landschaft bei.

In verschiedenen Bundesländern, besonders schlimm ist die Situation in Berlin, wurde von verschiedenen Politikern immer wieder einmal gefordert, eine Becher-Steuer von 20 Cent einzuführen. Bundesweit wäre eine solche Steuer rechtlich nicht machbar, landesweit schon. Hierdurch soll der Kaffee aus Einwegbechern preislich unattraktiver gemacht werden. Doch löst eine solche Steuer das Problem?

Was können Verbraucher*innen schon jetzt tun, wenn sie die Ressourcen schonen und die Umwelt entlasten wollen? Die naheliegendste Antwort ist, auf die Pappbecher zu verzichten und den Kaffee direkt beim Bäcker aus der Porzellantasse zu trinken. Beim Espresso machen dies bereits die meisten Kund*innen – man kann ihn schließlich schnell direkt im Laden trinken. Daher ist auch nur 0,4 Prozent des außer Haus konsumierten Kaffees Espresso. Doch einen Filterkaffee, Latte Macchiato oder Cappuccino möchten die wenigsten schnell herunterkippen. Und was ist die Alternative, wenn man den Kaffee unterwegs trinken möchte oder, wegen knapper Zeit, muss?

Mehrweg ist der Weg

Wer die Umweltbelastungen der Plastik- und Pappbecher vermeiden, aber dennoch seinen Kaffee unterwegs trinken möchte, sollte einen Mehrweg-Thermobecher benutzen. Deren Herstellung ist zwar aufwendiger als die der Pappbecher und sie verbrauchen bei der Reinigung Wasser und Spülmittel. Alles in allem ist ihre Ökobilanz durch die längere Lebensdauer jedoch erheblich besser als die der Einwegbecher. Ein Einwegbecher wird bei einmaligem Konsum, durchschnittlich nach 15 Minuten, weggeschmissen, ein Thermobecher kann bei guter Behandlung viele, viele Jahre lang halten.

Möchte man sich einen Thermobecher zulegen, sollte man sich überlegen, wie man ihn nutzen will. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Materialien, ob aus Stahl, Plastik, Silikon oder Porzellan. Sie sind auch nicht teuer: Meist kosten sie zwischen 5 und 15 Euro.

Welcher Thermobecher passt zu mir?

Nutzer*innen, die ihren Kaffee oder Tee oft nicht gleich trinken, sondern ihn eine gewisse Zeit warmhalten wollen, greifen beispielsweise am besten zu einem doppelwandigen Edelstahlbecher. In der Anschaffung besonders preiswert sind solche aus Kunststoff, besonders Ressourcen schonen solche, die aus Silikon hergestellt werden.

Probleme bereitet es, wenn die Absicht besteht, den vollen Becher in die Handtasche oder den Rucksack einzustecken. Dann muss er wirklich komplett dicht sein. Das ist allerdings oft nicht der Fall, zumal sich durch schwankende Temperaturen besonders dünnwandige Exemplare ausdehnen und verbiegen können. Es gilt daher beim Kauf auf eine gewisse Stärke und Stabilität zu achten. Ein großer Vorteil ist natürlich, wenn der Becher spülmaschinenfest ist.

Auch bei Mehrwegbechern gilt: Wenn er zu heiß wird, ist er schwerer zu halten. Modelle mit zwei Wänden und mit Vakuum dazwischen oder einem abstehenden Haltegriff sind hierfür eine Lösung.
Den passenden Becher zu finden, erfordert also erst mal ein bisschen Recherche, erspart aber unangenehme Erfahrungen.

Unbedingt Hygiene beachten

Das größte Problem in der Praxis ist die Hygiene und natürlich auch ein beliebtes Argument der Mehrweggegner. Die Lebensmittelhygieneverordnung verbietet die Befüllung mitgebrachter Mehrwegbecher nicht.

In vielen Bäckereien sind die Mitarbei-ter*innen geschult, den Kaffee abzufüllen, ohne den Abfüllstutzen zu berühren. Jedoch gibt es in der Praxis des Öfteren auch Komplikationen, da die Verkäufer*innen gar nicht gewohnt sind, dass jemand einen Mehrwegbecher mitbringt. Problematisch ist, die mitgebrachten Becher könnten tatsächlich auch verschmutzt sein.

In dieser Hinsicht wäre die vermutlich beste und im wahrsten Sinne des Wortes sauberste Lösung, ein Becher-Pfandsystem einzuführen. Bei diesen können Kund*innen ihre benutzten Becher abgeben und einen neuen, frisch gefüllten und sauberen Mehrwegbecher erhalten. Hygienisch am unbedenklichsten ist dies, wenn die Becher auch an einer eigenen Stelle für schmutziges Geschirr abgestellt und die neuen Becher an anderer Stelle herausgegeben werden.

Es gibt schon Kaffeeketten, die eigene Mehrwegbecher verkaufen und ihr Heißgetränk darin abfüllen. Manche bieten sogar einen Rabatt an, wenn man den Becher mitbringt. Die Bäckerei Pappert wird voraussichtlich ab April 2016 eigene Thermobecher zum Verkauf anbieten und Kund*innen dann auch einen Preisvorteil auf den Kaffee geben, wenn die angebotenen Becher genutzt werden.

Immer wieder ins Gespräch bringen Umwelt- und Verbraucherschützer auch die Idee eines einheitliches Becherpfandsystems. Jedoch ist auch jetzt schon an vielen Orten der eigene Mehrwegbecher nutzbar. Es ist aber unbedingt darauf zu achten, dass dieser sauber ist. Eine Lösung, falls es Probleme mit den Verkäufer*innen beim Abfüllen geben sollte, könnte sein: Man lässt sich das Getränk in einer Tasse geben und füllt den Inhalt dann in den mitgebrachten Thermobecher um.

So oder so sollte aber klar sein: Einwegbecher für Kaffee gehören nicht nur in den Abfallbehälter – sie gehören auf die umweltpolitische Müllkippe!

 

© Markus Weber

 Erschienen in der März-Ausgabe des Monatsmagazin printzip. Als pdf lesen (Seite 29-30)

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