(Monatsmagazin printzip, August 2018)
Die Inszenierung von „Peer Gynt“ durch Robert Schuster will vor allem dem Feuilleton gefallen. Sie sprudelt über vor aktuellen Anspielungen – allerdings ist es manchmal zu viel des Guten.
Die Spielwiese zwischen der Stiftsruine und dem Katharinenturm ist wie gemacht, um erneut die Sommernachtsträumereien nach Shakespeare aufzuführen. Wiese, Büsche, Bäume stellen eine natürliche Basis für die Kulisse dar, auch Mauern, Wege und Zuschauertribüne nutzen die Schauspieler*innen bei der Aufführung. Hinzu kommen Statist*innen, die Zweige und Gebüsche tragen und so zu einem lebendigen Wald werden. Die Illusion einer Sommernacht im Elfenreich entsteht so auch bei Aufführungen im Sonnenschein ohne große Probleme.
Franziska Reichenbacher ist nicht nur bekannt als “Lotto-Fee” in der ARD, sondern hat auch unter anderem Theaterwissenschaft studiert und stand letztes Jahr bei den Bad Hersfelder Festspielen auf der Bühne. Nun führt sie zum ersten Mal Regie bei dem Märchen “Die goldene Gans” von den Brüdern Grimm. Bei der Inszenierung gibt es einige Modernisierungen wie Radio und Smartphones, auch Gesangseinlagen. Ergänzt wurde die Märchenhandlung aber vor allem um eine Parallelhandlung um politische Intrigen und Ränkespiele, in der der Kanzler die Macht im Königreich übernehmen will. Somit stehen motivisch Gier nach Gold und Gier nach Macht der Hilfsbereitschaft und dem Idealismus Dummlings gegenüber. Die Erweiterung des Plots trägt zwar in der Tat zur Unterhaltsamkeit des Stückes gerade für Erwachsene bei, doch ist nicht klar, ob Kinder diesen neu geschriebenen Passagen wirklich in allen Teilen folgen können.
Der künstlerische Leiter der Festspiele Joern Hinkel hat den Jugendbuchklassiker von Otfried Preußler bearbeitet und inszeniert. Wie Dieter Wedel bei seiner Hexenjagd verzichtet aber auch Hinkel bei der Inszenierung dann doch auf allzu plakative Anspielungen auf zeitgeschichtliche Parallelen, die vielleicht auch allzu oft in Stücke hineininterpretiert werden.
Verfolgung und Wahn, Lügen und Gerüchte, Rückgratlosigkeit und Opportunismus – darum geht es bei Arthur Millers „Hexenjagd“. Eine Neuinszenierung durch Intendant Dieter Wedel bildete den Auftakt der diesjährigen Bad Hersfelder Festspiele. Die Neuauflage überzeugt als handwerklich hervorragend gemachte, aber eher zeitlose als moderne Inszenierung.