Es gibt doch noch gute Nachrichten

Chef hat Geld übrig und ich bemühe mich, trotz neuen Jobs Zeit übrig zu haben. Read: #Nightline geht 2010 weiter.

Holgi bei Twitter

Damit bleibt uns für mich eine der besten Radiosendungen im deutschen Rundfunk erhalten. Die Nightline ist eine Anrufertalksendung, die montags bis donnerstags von 23 bis 1 Uhr auf You FM läuft. In dieser werden  die unterschiedlichsten Themen angesprochen und auch Meinungen und Sichtweisen abseits des üblichen neoliberalen Mainstreams der Medien angesprochen. Es können dabei oft sehr erhellende Diskussionen über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft herauskommen. Jenseits des sonst üblichen Dudelfunks kommt für mich gerade diese Radio-Sendung sozusagen den Aufgaben nach, die die Medien eigentlich erfüllen sollten: Information, Aufklärung, Meinungsbildung, aber auch Unterhaltung. Denn manchmal (v. a. dienstags) steht auch der Spaß im Vordergrund. Dies und v. a. ihr Moderator (der auch montags die ebenfalls sehr hörenswerte Sendung Blue Moon bei Fritz moderiert) hebt die Nightline von den meisten anderen Sendungen im Radio ab.

Ich wünsche Holger also viel Erfolg bei seinem neuen Job – und dass er ihn mit der Moderation der Nightline gut vereinbaren kann 🙂

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Es gibt Tage, da schreibe ich nur noch, damit die Nachwelt sieht, dass nicht alle so waren.

Mit der heute eilig eingeschobenen Pressemeldung über Lafontaines lange geplante Operation an diesem Donnerstag erhält der Schmierenjournalismus von SPIEGEL, Bunte, FAZ und taz einen besonders abstoßenden Beigeschmack. Ist es etwa verdächtig, dass ein Krebskranker sich beruflich ein wenig zurücknimmt? Dass er nicht auf jeder Sitzung anwesend war? Dass er sich erst nach der Operation Gedanken über die berufliche Zukunft machen will? Manchmal steckt im Privaten zwar in der Tat etwas Politisches – nur selten hingegen steckt im seichten Sumpf des Schmierenjournalismus etwas Wahres und fast nie etwas Politisches. (Der Spiegelfechter)

Und wie zu befürchen war nutzt die Schmierenjournaille selbst eine Krebserkrankung für eine besonders widerliche Variante ihrer Anti-Linken-Kampagne:

Die Süddeutsche macht Lafontaine seine Erkrankung fast zum Vorwurf.

Die Frankfurter Rundschau ist sich nicht zu schade, selbst bei einer Krebserkrankung die Gerüchte über eine angebliche Affäre Lafontaines noch einmal ausführlich zu schildern und sogar als glaubwürdig zu bezeichnen.

Aber, wie war es anders zu erwarten, die ekelhafteste Berichterstattung kommt natürlich von der Bild. Am Anfang des Artikels noch vordergründig neutral, offenbart sie wieder ihr wahres von Hass verzerrtes Gesicht, um alle bekannten Klischees gegen ihren Lieblingsfeind Lafontaine auszupacken. Wie er in der SPD  “die Macht an sich riss”, “putschte”, “wegwarf”, wie “kompromisslos, machthungrig, schlagfertig und populistisch” er sei, dass er seit dem “wegwerfen” “nur noch ein Ziel” gehabt habe: “die Zerstörung der SPD”, dieser “Napoleon von der Saar”.Man kann sich bildlich vorstellen, wie sie bei Springer und Co. die Korken knallen lassen in ihrer gewohneten morbid-menschenverachtenden Häme.

Mir geht es da manchmal auch wie flatter es so schön ausdrückt:

Es gibt Tage, da schreibe ich nur noch, damit die Nachwelt sieht, daß nicht alle so waren.

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Irrelevant

[Dieser Post entspricht nicht den willkürlichen Relevanz-Kriterien von uns Blog-Administratoren-Trollen (so wie wir sie verstehen wollen! Auch wenn sie vielleicht anders gemeint sind) und wurde deshalb gelöscht. Alle Erwähnungen dieses Posts werden in Zukunft gelöscht. Hier stand nie etwas darüber, dass die paragraphenreiterisch-spießerische Mentalität der Wikipedia-Blogwarte und ihre Löschexzesse vielleicht der Ausdruck der in der deutschen Gesellschaft vorherrschenden auutoritären “Recht und Ordnung”-Gesinnung sind und auch nichts darüber, dass sich die deutsche Wikipedia dadurch irrelevant mache, indem sie mit ihrer kleingeistigen Borniertheit gegen die Informationsfreiheit arbeite. Nichts dergleichen stand hier! Weil wir das nicht wollen! Denn wir machen die Regeln! Und man braucht doch Regeln und Vorschriften und Disziplin und Ordnung! Sonst sieht das doch nicht aus! Und falls das die Mehrheit anders sieht: wir stehen über der Mehrheit! Wir haben die Macht! Und wir werden weiter machen!

Die Blockwarte.]

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Ein paar aktuelle Medien-Tipps

1.) Ein Podcast von Bayern 2 Zündfunk: Die Blog-Konfrontation. Über das Verhältnis der Blogosphäre zu den klassischen Medien, u.a. mit Jens Berger (Spiegelfechter), Jakob Augstein (Herausgeber des Freitag), Mario Sixtus (u.a. Elektrischer Reporter) und Stefan Niggemeier (u.a. BILDBlog).

Die Sendung (Dauer: ca. 40 Minuten) gibt es unter: Zündfunk Podcast oder direkt als MP3

11.10.2009: Die Blog-Konfrontation: Über das Verhältnis der Blogosphäre zu den klassischen Medien. Sendung von Christian Schiffer
Das Verhältnis der klassischen Medien zur Blogosphäre scheint kompliziert. Zwar werden Blogs durchaus als belebende Elemente in der Medienlandschaft wahrgenommen, oft werden sie aber auch misstrauisch beäugt – als unseriöse, besserwisserische und vor allem kostenlose Konkurrenz. Der Spiegel zum Beispiel urteilte im Juli 2008 über die Blogger Szene in Deutschland, diese sei irrelevant, unpolitisch und unprofessionell. Oft schweift der Blick dann in die USA, wo Blogs mit großem finanziellem Aufwand professionell geführt werden. Die hiesige Blogosphäre hält dagegen: In dutzenden von Watchblogs prangert sie ihrerseits die Fehler der etablierten Medien an und setzt sich kritisch mit deren Positionen auseinander. Was ist also dran am Bild des unpolitisch und wirkungslos vor sich hinschreibenden deutschen Blogger? Kratzt die Blogosphäre gar an der Position von  Leitmedien wie Spiegel, FAZ und Co.? Und wie reagieren diese auf die neue Konkurrenz? Was ist dran an dem Versprechen, dass durch das Internet die Medienwelt demokratisiert wird?

2.) 3sat neues mit dem Schwerpunkt Internetzensur:

Informationen zur Sendung und die komplette Sendung (3sat Mediathek)

u.a. mit den Beiträgen “Internetzensur: Ein Zukunftsszenario”

und “Netzsperren weltweit”

3.) Und auch aus dieser Sendung:

Sixtus vs. Lobo – Internet-Sperren sind a) toll, weil sie schon China vorangebracht haben oder b) toll, weil in dieses Internetz doch eh nur Schwachköpfe ‘reinbrechen.

Jetzt drehen sie endgültig durch 🙂

4.) In Trier leider schon ein alter Bekannter, jetzt endlich auch bei Extra 3:

Neueste Nationale Nachrichten: Der “Föhrer” über den Bosnier in Reihen der rechtsextremen NPD:

http://www.youtube.com/watch?v=Kho-Wj9hP_E

Auch unter: http://www3.ndr.de/sendungen/extra_3/media/extra1344.html

5.) Muse: Uprising

http://www.youtube.com/watch?v=w8KQmps-Sog

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Die Springer-Presse im Oktober 2009: Presserat, SPD und Sarrazin

BILDBlog zeigt, womit sich der Deutsche Presserat im Jahr 2008 bei der Bild beschäftigt hat – wie zu erwarten wieder jedesmal ohne faktische Konsequenzen. So geht es z.B. um einen Versuch, eine der wutschnaubenden Hasstiraden von Franz Josef Wagner zu verstehen.

Die NachDenkSeiten veranschaulichen, wie die Springer-Presse und außerdem Spiegel und Süddeutsche versuchen, die SPD auf den “rechten Weg” zu trimmen. So warnt Steinmeier in der Springer-Presse davor, sich nur um soziale Gerechtigkeit, also um die sozial Schwachen, um die „Resignierten und Abgehängten“, zu kümmern. Die SPD würde dann absinken zur „Klientelpartei“. Ein toller “Oppositionsführer”, nicht wahr …?

Besonders ekelhaft aber sind Versuche der Bild (kuckt euch mal den Artikel bis zum Ende an – der beginnt harmlos/ sich kritisch-ausgewogen gebend, um dann richtig loszulegen), aus den widerlichen Lügen des Thilo Sarrazin “lang geschönte Wahrheiten” zu machen, die Sarrazin endlich “offen ausspreche” (was auch 87% von 34.000 Teilnehmern einer Bild.de-Umfrage glauben). Da dürfen dann auch mal prominente Botschafter der Versöhnung wie Arnulf Baring, Hendryk M. Broder oder Ralph Giordano gegen “Zuwanderer aus der Türkei und dem arabischen Raum”, die “politische Korrektheit”, die “Gutmenschen”, “Multikulti-Illusionisten” oder “Umarmer vom Dienst, Sozialromantiker und Beschwichtigungsapostel” ätzen.

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Todesstrafe und Sozialdarwinismus

Bei SWR2 Leben gibt es einen interessanten Podcast: Der Tod als Strafe (MP3) (Alternativlink):

Was tut archaisches Recht in einer Demokratie des 21. Jahrhunderts?

Von Lotta Suter. SWR2Leben vom 01.10.2009.

Die USA haben den alttestamentarischen Rachegedanken “Auge um Auge” ins neue Jahrtausend hinübergenommen. Die öffentliche Meinung zum Thema Todesstrafe ist geteilt. Als 15. US-Bundesstaat hat New Mexico die Todesstrafe aufgehoben. Im Neuenglandstaat New Hampshire jedoch, wo die letzte Exekution 70 Jahre zurückliegt, wird gegenwärtig der Bau einer Exekutionskammer diskutiert, um die “ultimative Strafe” an einem einzigen Täter vollstrecken zu können. An der öffentlichen Anhörung debattieren Befürworter und Gegner die Todesstrafe nach allen Regeln der Demokratie.

Der Podcast dauert etwa 24 Minuten.

Das Manuskript der Sendung gibt es hier als pdf.

Besonders gut fand ich den folgenden Abschnitt:

Die meisten westlichen Demokratien betrachten die Abschaffung der Todesstrafe heute als einen der wichtigsten und wertvollsten Zivilisations- und Kulturalisierungsfortschritte. Die USA sind noch nicht ganz so weit.
Noch hält die Nation an der Idee einer absoluten Gerechtigkeit fest und ist überzeugt, dass man das Böse eindeutig identifizieren, vom Guten trennen und ein für allemal eliminieren kann. Der biblische Rat, man solle das schlechte Glied abhauen, um den gesunden Leib zu retten, bestimmt und korrumpiert die amerikanische Gesellschaft. Im Innern der USA führt diese Haltung zu einer gnadenlosen Sozialpolitik gegenüber den Armen und einer rekordverdächtigen Inhaftierungsrate von unerwünschten Menschen. In der Außenpolitik wird der Feind mit allen Mitteln, auch mit Krieg und Folter, unschädlich gemacht.
Die Todesstrafe dient der Elimination des Bösen. Wobei unverzüglich klar wird, dass dieses Böse stets das ganz Andere ist: Die andere Rasse, die andere soziale Klasse, der krankhafte Psychopath. Es ist kein Zufall, dass die Todesstrafe in Kriegszeiten heute sogar in der EU, im Lissabon Vertrag, wieder zur Debatte steht; denn im Krieg ist die Entmenschlichung des feindlichen Andern am weitesten fortgeschritten. Leider verstehen sich die USA ständig als eine Nation im Ausnahmezustand, wenn nicht gar im akuten Krieg. Die Abschaffung der Todesstrafe wäre in diesem Sinn eine friedenssichernde Maßnahme.

Und auch in Deutschland gibt es Versuche, sozialdarwinistische Auffassungen wieder zu verbreiten: Thilo Sarrazin und der Neuaufguss des Sozialdarwinismus.

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Inglourious Basterds

Die Handlung: mehr von den Basterds wäre mehr für den Film

Zunächst einmal: Inglorious Basterds ist, wie alle Tarantino-Filme, ein sehr guter und sehr unterhaltsamer Film. Gute Schauspieler, eine gute Handlung, viele Dialoge und trotzdem Action. Schöne Kulissen und schöne Musik.

Und doch: obwohl die Inglorious Basterds titelgebend für den Film sind, stehen sie doch nur zum Teil im Mittelpunkt der Handlung. Sehr viele von ihren Akivitäten bekommt man insgesamt leider nicht zu sehen. Der zweite Handlungsstrang der Jüdin Shosanna, die unter einer anderen Identität in Paris ein Kino betreibt, in welchem sich zahlreiche Nazi-Größen zu einer Filmpremiere treffen wollen, hätte für meinen Geschmack etwas mehr in den Hintergrund treten können. Mehr von den Basterds hätte dem Film besser getan.

Schade ist, dass einige Punkte der Handlung nicht erklärt wurden: wie Shosanna an das Kino kam, warum Hugo Stiglitz Nazis umgebracht hat, warum Bridget von Hammersmark eine Doppelagentin ist (und wie eine Schauspielerin eine Doppelagentin sein kann) oder einfach, was die Basterds so außergewöhnlich macht, dass sie so erfolgreich so viele Nazis umbringen können.

Englisch, Deutsch, Französisch

Ich oute mich hier mal als allgemein eher einen Freund der Synchronisation von Filmen. Jedoch ist in diesem Fall unbedingt zu raten, sich die Originalversion anzusehen. Der Film ist auf Deutsch, Englisch und Französisch (und ein paar Sätze Italienisch) gedreht. Für die verschiedenen Rollen wurden stets Muttersprachler besetzt. In der deutschen Version sind die englischen Passagen synchronisiert (die französischen bei beiden untertitelt).

Jedoch lebt der Film gerade von seiner Mehrsprachigkeit und den Schauspielern aus unterschiedlichen Ländern. Der absurde Akzent von Brad Pitt und gerade die aberwitzigen Szenen, wo die Amerikaner (kläglich) versuchen, etwas einigermaßen Italienisch klingendes herauszubekommen oder die Szene, in der der leichte Akzent des Engländers Lt. Archie Hicox einen SS-Offizier misstrauisch macht, sind große Stärken des Films und dürften kaum adäquat in der Synchronisation wiederzugeben sein.

Die Schauspieler

Wie erwähnt fällt Brad Pitt als Aldo the Apache v. a. durch einen herrlich übertriebenen Akzent auf. Sein Schauspiel aber wirkt dann doch an manchen Stellen vielleicht etwas zu übertrieben. Die anderen Basterds, u. a. Eli Roth, agieren insgesamt eher etwas unauffällig. Til Schweiger hat zum Glück nicht so viele Sprechszenen 😉 und kommt dadurch ganz gut rüber. Auch Gedeon Burkhard kann überzeugen.

Mélanie Laurent, die Shoshanna Dreyfus spielt, ist für mich insgesamt ganz gut, aber nicht wirklich hervorragend. Michael Fassbender macht seine Sache ok. Diane Kruger, die ich sonst nicht unbedingt für eine sehr gute Schauspielerin halte, wirkt hier aber in den ersten Szenen (in dem Keller) recht gut, wird danach aber (z.B. in den englischen Szenen mit einem merkwürdig-falschen deutschen Akzent) schwächer.

In den Nebensrollen gefällt mir Daniel Brühl als Fredrick Zoller nicht so sehr (ok, seine Figur finde ich auch nicht sympathisch). Sehr gut agiert aber wiederum meiner Meinung nach August Diehl  als Dieter Hellstrom, der dabei an Christopher Walken erinnert. Sylvester Groth sieht zwar seit “Mein Führer” seiner Rolle Joseph Goebbels immer noch nicht ähnlich und macht auch hier einen furchtbar falschen rheinischen Akzent nach, jedoch kommt seine schmeirige Art schon sehr gut rüber. Martin Wuttke liefert eine passende Karrikatur von Adolf Hitler (ich finde ja die Szenen, wo er diesen Königsumhang trägt, immer noch eine gute Satire). Auch in vielen anderen kleineren Rollen sind mal deutsche Schauspieler in Hollywood zu sehen, die durchaus sicher agieren.

Im Gedächnis bleiben wird auch noch Mike Myer als britischer General. Rod Taylor hat einen leider nur sehr kurzen Auftritt als Winston Churchill. Nicht gefallen hat mir Denis Menochet als Perrier LaPadite (Milchbauer in der Anfangsszene).

Schließlich natürlich Christoph Waltz als Hans Landa. Er spielt in vier Sprachen und er kann in jeder überzeugen. Für diese Verkörperung seiner Rolle hat er tatsächlich eine Oskarnominierung verdient.

Die Rollen und Tarantinos Manierismen

Apropos die Rolle Hans Landa: Tarantino meint, dass diese die großartigste Figur, die er je geschrieben hat, sein könnte.  Doch ist diese Figur eine wirklich neue in Tarantinos Filmen? Ich denke nicht. Für mich steht sie vielmehr in ihren Eigenschaften und ihrem Verhalten in einer Reihe mit Figuren aus den meisten Filmen, die Tarantino geschrieben oder bei denen er Regie geführt hat: Mr. Blonde (gespielt von Michael Madsen) in Reservoir Dogs, Vincent Coccotti (Christopher Walken) in True Romance, Jack Scagnetti (Tom Sizemore) in Natural Born Killers, O-Ren Ishii (Lucy Liu) in Kill Bill oder (schwächer) Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) in Pulp Fiction. All diese Figuren sind (zuerst) vordergündig sehr ruhig und cool, manchmal auch freundlich und nett, teilwiese höflich und kultiviert, um dann plötzlich höchst aggressiv auszubrechen, Menschen zu foltern, zu erschießen, zu erwürgen oder zu köpfen.

Und auch bei den anderen Rollen sehe ich in Tarantinos Filmen gewissermaßen einen Trend zur Annäherung der Rollen untereinander. Sehr überspitzt könnte man sagen, dass in Inglorious Basterds viele Rollen sich sehr ähnlich verhalten oder sagen wir es so: in einer Situation nahezu das selbe (und auch in der selben Art) sagen würden, wie es auch eine andere Figur machen würde. Gerade eine für Tarantinos Regie charakteristische Weise eines “coolen”, eher langsamen, bedächtigen Sprechens (als sage man gerade das wichtigste auf der Welt – in den meisten Filmen meist aber profaner Inhalte – als Beispiel etwa Harvey Keitel in Pulp Fiction, George Clooney in From Dusk till daw u. a.) nimmt für mich hier etwas überhand. Gerade die Rolle der Shoshanna leidet darunter. Oder auch die Szene in der Kellerkneipe: so cool sie auch ist, ist sie doch deulich unrealistisch (ja, ich weiß, darum geht es in dem Film auch nicht unbedingt): gerade dadurch, dass deutsche Soldaten der 40er in einem Habitus agieren wie vielleicht sagen wir Amerikaner der 90er Jahre.

Kurz: Tarantino übertreibt es mit manchen seiner Manierismen.  Dies hatte in seinem letzten Film Death Proof schon deutlich überhand genommen, den ich für den schwächsten seiner Filme halte. Gerade die Eigenheiten von Tarantinos Filmen haben ihnen ja zu ihrem Kultstatus verholfen, aber er nimmt sich vielleicht dabei doch etwas zu viel heraus, was die Filme schwächt. So auch hier. Ein insgesamt sehr guter Film bekommt damit manchmal doch einen etwas trüben Beigeschmack.

Wenn Gut und Böse verschwimmen

Und dieser zeigt sich besonders drastisch an einer anderen Eigenart von Tarantinos Filmen: dem Verschwimmen von Gut und Böse. Der Hauptschurke Landa hat (v. a. durch die Darstellung von Waltz) einige durchaus charismatische Züge. Die Basterds sind zwar die Helden des Films und zweifelsohne auf der richtigen Seite, sie gehen jedoch auch überaus brutal und sadistisch vor.

Im Film fehlt zudem, bis auf die Eingangsszene und ein paar kurze Worte (z.B. von Aldo an seine Männer) eine Darstellung der abscheulichen Verbrechen der Nazis. So etwas sollte in einem Film über den zweiten Weltkrieg nicht fehlen, gleichwohl, was es für ein Film ist. Falls man von Geschichte absolut keine Ahnung hätte, könnte man sogar zu dem Ergebnis kommen, dass das Vorgehen der Basterds vielleicht übertrieben oder Unrecht ist. Und so hat das auch Tarantino bestimmt nicht gewollt.

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Haben die Mainstream-Medien Angst vor einer linken SPD?

Teile des Mainstream-Journalismus machen tatsächlich auch jetzt noch weiter mit ihren Kampagnen für ein wirtschaftsliberales Land und dafür, dass möglichst alle Parteien wirtschaftsliberal sein sollten.

Tagesschau.de propagiert TINA („There is no alternative“) zur Agenda-Politik:

tagesschau.de: Wofür ist die SPD bestraft worden?

Niedermayer: Sie hat seit längerer Zeit ein inhaltliches Glaubwürdigkeitsproblem. Das Stichwort in dieser Debatte lautet ja immer “Agenda 2010”. Aber meiner Ansicht nach hat das schon sehr viel früher angefangen, nämlich 1998: Damals hat die SPD den Leuten versprochen, den Sozialstaat umzubauen, ohne dass es den Bürgern wirklich weh tut. Das Versprechen konnte man in der Regierung nicht halten. Die SPD hat durch die Veränderung ihrer Position im Konflikt um den Sozialstaat einen Teil ihrer traditionellen Wähler verloren, ohne dass sie neue Wählerschichten dauerhaft an sich binden konnte.

Die Zeit redet wieder von einer „sozialdemokratischen CDU“ und identifiziert als Hauptursachen der Wahlniederlage der SPD, dass diese „programmatisch und personell ausgelaugt“, überaltert und zerstritten sei. Agenda 2010 oder Hartz IV werden nur am Rande erwähnt. Sie  singt gar einen Abgesang auf sozialdemokratische Politik per se, die durch die Globalisierung obsolet geworden sei. Außerdem finden sich klare Wertungen der Stömungen in der Partei: „moderne Reformpartei“ versus „alte Umverteilungs-SPD“.

„Will die SPD nicht noch tiefer in den Abwärtsstrudel hineingezogen werden, dann muss sie sich einerseits programmatisch von der Linken abgrenzen und andererseits machtstrategisch auf sie zugehen.“

ist schließlich einer der zynischsten Kommentare, die ich zu dem Thema gelesen habe. Eine Agenda-SPD, die nur aus Machgründen mit der Linken zusammenarbeitet, wäre sicher der Gipfel der Verlogenheit und des Verlustes von politischen Werten. Und wem noch nicht klar sein sollte, wo der Zeit-Artikel steht, dem sollte das folgende Zitat hilfreich sein:

„Wenn die SPD hingegen nun versucht, auf den Oppositionsbänken im Bundestag der Linkspartei in Sachen Populismus und haltlose Versprechen Konkurrenz zu machen, könnte sie am Ende endgültig in den Abgrund stürzen. Denn das können Lafontaine und Gysi allemal besser.“

Eine schwache, wirtschaftsliberale Neue Mitte – SPD ist vielen offensichtlich deutlich lieber als eine wirklich linke SPD, die sich auf sozialdemokratische Werte und Wurzeln besinnen und eine Gefahr für den wirtschaftsliberalen Sozialabbau-Einheitskonsens werden könnte.

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Liebe Mainstream-Medien!

Ihr habt nun die Regierung, die ihr euch gewünscht habt, für die ihr geworben habt, für die ihr Propaganda gemacht habt. Ihr habt es geschafft. Ich möchte Euch hier dafür nicht gratulieren, da ich Eure Mittel in vielen Fällen als unredlich erachte. Aber ich erkenne Euren Sieg an.

Ich möchte Euch nur um eines bitten: könnt ihr nun nicht auch mal wieder wenigstens einigermaßen fair und ausgewogen berichten? Der Aufgabe nachgehen, der der Journalismus einmal verpflichtet war?

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